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Gründung einer EW-Netzgesellschaft

Die drei Politischen Gemeinden Lommis, Stettfurt und Thundorf betreiben je ein Elektrizitätswerk (EW) als Gemeindewerk, d.h. die EW’s sind als Spezialfinanzierungen in der Gemeinde integriert. Im Jahr 2011 haben die drei Gemeinden einen Vertrag abgeschlossen, mit dem sie einen gemeinsamen Netzanschluss beim Vorlieferanten EKT, ein gemeinsames, internes Mittelspannungsnetz (inkl. Rundsteuerung und LWL-Netz) sowie die gemeinsame Energiebeschaffung vereinbart haben. Diese Zusammenarbeit funktioniert gut. Die EW-Verbund-Kommission (EW-Kommission), die aus je zwei Vertretern der Gemeinden besteht, trifft sich regelmässig, um anstehende Geschäfte zu besprechen. Die Gemeinde Stettfurt vertritt den EW-Verbund nach aussen und führt die notwendigen administrativen Arbeiten (Rechnungsstellung, Meldungen an Dritte, etc.) für den Verbund aus.

1. Gemeinsamer Strategieprozess
Die EW-Kommission hat Ende 2019 entschieden, mit einer Arbeitsgruppe einen Strategieprozess zu starten, da sich klar zeigt, dass das Umfeld in der Stromwirtschaft stark in Bewegung ist. Zusammen mit externen Beratern  hat diese Arbeitsgruppe in drei Workshops eine Analyse vorgenommen und einen Massnahmeplan erarbeitet. Im Rahmen dieses Prozesses hat sich gezeigt, dass verschiedene Trends in den Bereichen Liberalisierung, Regulierung, Energiewende und technologischer Fortschritt Herausforderungen mit sich bringen, die vor allem für kleinere EW's schwierig zu bewältigen sind. Der erarbeitete Massnahmeplan hat dies gezeigt. Aktuell stehen die drei Werke finanziell gut da und sie können den Kunden attraktive Tarife anbieten. Ausgehend von dieser guten Position hat die Kommission den drei Gemeinderäten beantragt, dass nun einem ersten Schritt eine vertiefte Zusammenarbeit der drei Elektrizitätswerke Lommis, Stettfurt und Thundorf zu prüfen ist. Die drei Gemeinderäte haben diesem Antrag im November 2020 zugestimmt.

2. Prüfung vertiefte Zusammenarbeit
In der Folge hat die Arbeitsgruppe ihre Arbeit Anfang 2021 fortgeführt. An mehreren Workshops hat die Arbeitsgruppe, bestehend aus je zwei Vertretern pro Gemeinde, zusammen mit einem Beratungsunternehmen die verschiedene Zusammenarbeitsformen geprüft und bewertet. Als Resultat hat sich ergeben, dass eine Zusammenlegung der drei Netze zu Synergien und einer besseren Struktur führt. Zudem muss die Betriebsführung professionalisiert werden, weshalb sie extern verge-ben werden soll. Konkret hat die Arbeitsgruppe den drei Gemeinderäten vorgeschlagen, eine gemeinsame Netzgesellschaft zu gründen, die vollständig in der Hand der drei Gemeinden ist. Diese Gesellschaft vergibt dann den operativen Betrieb an einen Dienstleister.

3. Absichtserklärung
Die Gemeinderäte aus Lommis, Stettfurt und Thundorf sind an einer gemeinsamen Veranstaltung im August 2021 über diesen Vorschlag der Arbeitsgruppe orientiert worden und es konnten Fragen geklärt werden. Es ist auch ein Vorschlag für eine gemeinsame Absichtserklärung vorgestellt worden. In der Folge haben die drei Gemeinderäte anlässlich ihrer Sitzungen den Vorschlag sowie die Absichtserklärung diskutiert und Beschluss gefasst. Alle drei Gemeinderäte sind vom vorgeschlagenen Vorgehen überzeugt und haben der Absichtserklärung zugestimmt. Am 23. September haben die Gemeindepräsidenten der drei Gemeinden die Absichtserklärung unterzeichnet. Damit haben sie den Startschuss für die weiteren Arbeiten gegeben.

4. Der Steuerungsausschuss ist an der Arbeit
Die Gemeinderäte haben einen Steuerungsausschuss eingesetzt. Diesem gehören Fritz Locher und Sven Volk aus Lommis, Anne-Cécile Schmid und Markus Bürgi aus Stettfurt sowie Daniel Kirchmeier und Elmar Bühler aus Thundorf an. Dieser Steuerungsausschuss wird zusammen mit externen Experten bis zum Frühling 2022 die Grundlagen erarbeiten und verfeinern. Dann wird die Bevölkerung aller drei Gemeinden über die konkreten Pläne fundiert informiert werden.

5. Beschlussfassung in den Gemeinderäten
Am 30. März sind die Gemeinderäte der Gemeinden Lommis, Stettfurt und Thundorf vom Steuerungsausschuss über das Projekt sowie die ausgearbeiteten Dokumente umfassend infomiert worden. Als nächstes haben die drei Gemeinderäte im April die interkommunale Vereinbarung zwischen den drei Gemeinden, die angepassten Beitrags- und Gebührenordnungen, das neue Erschliessungsreglement Elektrizität sowie ein neues Sondernutzungsreglement beraten. Auch der Name der neuen Gesellschaft ist bekannt: LST Energie AG. Alle drei Gemeinderäte haben der Vorlage zugestimmt, so dass diese im Juni den Gemeindeversammlungen von Lommis, Stettfurt und Thundorf unterbreitet werden kann.

6. Informationsanlässe
Die drei Gemeinderäte luden die Bevölkerung der drei Gemeinden  im Mai 2022 zu Informationsveranstaltungen ein. Diese drei Anlässe dienten der Orientierung der Stimmberechtigten im Hinblick auf die Gemeindeversammlungen.

7.  Gemeindeversammlungen
Am 16. Juni haben die Stimmberechtigten in Stettfurt, am 20. Juni die Lommiserinnen und Lommiser und am 28. Juni die Stimmbevölkerung von Thundorf die Vorlage jeweils mit grossen Mehrheiten genehmigt. Die drei Gemeinderäte freut dieses deutliche Resultat sehr und sie schätzen dieses Vertrauen in ihre Arbeit. Die zukunftsorientierte Entwicklung der drei Elektrizitätswerke basiert so auf einem eindeutigen Votum der Bevölkerung in den drei Gemeinden.

8. Vorbereitungsarbeiten
Der Steuerungsausschuss hat unmittelbar nach den Gemeindeversammlungen die Arbeit fortgeführt. Als erstes hat er die öffentliche Ausschreibung für die Geschäfts- und Betriebsführung der LST Energie AG publiziert. Dieses Verfahren ist nach den Vorschriften der Submissionsgesetzgebung durchgeführt worden. Bis zum 28. August 2022 konnten Unternehmen ihre Angebote einreichen. Gleichzeitig istder Steuerungsausschuss die Vorbereitung der Gründung der LST Energie AG angegangen. Die Gemeinderäte haben in der Folge die Statuten sowie die weiteren Gründungsdokumente genehmigt. Auch der Verwaltungsrat ist nominiert worden. Als Präsidentin des Verwaltungsrats wird Carmen Haag aus Stettfurt amten. Die drei Gemeinden sind erfreut, dass mit der ehemaligen Thurgauer Regierungsrätin eine versierte Führungskraft gewonnen werden konnte. Als Mitglieder des Verwaltungsrats stellen sich sodann Herbert Fuchs aus Weingarten, dipl. Wirtschaftsprüfer, Urs Sträuli aus Stettfurt, Leiter Digitalisierung und IT einer grösseren Stiftung sowie Reto Rietmann aus Thundorf, Leiter strategischer Einkauf bei der Migros Ostschweiz, zur Verfügung. Mit ihnen wird der Verwaltungsrat auf Know How aus verschiedenen Fachbereichen zählen können. Als Vertreter der drei Gemeinden werden Sven Volk, Gemeinderat aus Lommis, Daniel Kirchmeier, Gemeindepräsident aus Thundorf, und Markus Bürgi, Gemeindepräsident aus Stettfurt, in den Verwaltungsrat nominiert.

9. Vergabe der Geschäfts- und Betriebsführung
Ende September hat der designierte Verwaltungsrat der LST Energie AG die fünf Angebote für die Geschäfts- und Betriebsführung, die innert der angesetzten Frist eingegangen sind, bewertet und besprochen. Alle Anbietenden haben die Eignunsgkriterien erfüllt, so dass die drei vorab definierten Zuschlagskriterien den Ausschlag gegeben haben. Der Verwaltungsrat hat entschieden, dass die Vergabe an die Technische Betriebe Weinfelden AG erfolgt.

10. Willkommen bei der LST Energie AG!
Am 1. Januar 2023 ist es soweit! Die neu gegründete LST Energie AG übernimmt die Verantwortung für die Stromversorgung der drei Gemeinden Lommis, Stettfurt und Thundorf. In den letzten Monaten des Jahres 2022 haben viele Beteiligte intensiv an der Vorbereitung gearbeitet. Die Mitarbeitenden der Gemeinden haben mit den Ansprechpersonen bei der Technischen Betriebe Weinfelden AG Schnittstellen besprochen, Aufgaben übergeben und Details geklärt. Im ersten Halbjahr 2023 steht auch die IT-Migration an. Damit diese gut vorbereitet werden kann, werden bis Mitte 2023 noch die Gemeinden die Rechnungen an die Kundinnen und Kunden versenden. Sodann wird nach Erstellung des Jahresabschlüsse der Gemeinden im Frühling der Übergang aller Aktiven und Passiven der EW's auf die LST Energie AG vollzogen werden.

Überführung EW in die LST Energie AG
Nach einer längeren und intensiven Vorbereitungszeit hat am 6. Juni auf dem Notariat Frauenfeld eine ausserordentliche Generalversammlung der LST Energie AG stattgefunden. Anlässlich dieser Versammlung ist die definitive Überführung der drei Elektrizitätswerke Lommis, Stettfurt und Thundorf in die LST Energie AG vollzogen worden. In sog. Sacheinlageverträgen haben die drei Gemeinden alle ihre Anlagen und Leitungen an die LST Energie AG übergeben. Im Gegenzug haben die Gemeinden je 260 neue Aktien der LST Energie AG erhalten. Der Wert pro Aktie hat sich auf CHF 8'640.00 belaufen. Zusätzlich haben die Gemeinden Lommis und Stettfurt ein Darlehen über CHF 718'033.48 bzw. CHF 674'170.96 erhalten. Mit diesen Darlehen ist dafür gesorgt, dass alle drei Gemeinden genau jenen Wert erhalten, den sie in die LST Energie AG eingebracht haben. Ab jetzt führen die drei Gemeinden keine Elektrizitätswerke mehr in ihren Buchhaltungen, die Spezialfinanzierungen sind aufgelöst. Neu sind lediglich noch die Aktien der LST Energie AG ersichtlich.
Mit dieser Versammlung, an welcher die Gemeindepräsidenten und die Gemeindeschreiberinnen sowie Mitglieder des Verwaltungsrats teilgenommen haben, ist die Überführung definitiv abgeschlossen. Das gemeinsame Projekt, das im Jahr 2020 mit einem Strategieworkshop begonnen hat, konnte nun erfolgreich abgeschlossen werden. Die Freude über diesen zukunftsgerichteten Schritt ist bei allen Beteiligten gross.

 

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202109 Information Bevölkerung Absichtserklärung Download 0 202109 Information Bevölkerung Absichtserklärung
202204 Information Netzgesellschaft Download 1 202204 Information Netzgesellschaft
202205 Botschaft Gründung Netzgesellschaft Download 2 202205 Botschaft Gründung Netzgesellschaft
202210 Gründung und Vergabe Geschäfts- und Betriebsführung Download 3 202210 Gründung und Vergabe Geschäfts- und Betriebsführung